Freiheit

„ Wir wollen die Freiheit ins Bewusstsein rücken. Gesellschaftliche Verhältnisse sind nicht naturgegeben, sondern erkämpft. Demokratie ist kein Automatismus, wir müssen darauf aufpassen.“

Diese Zeilen stammen vom Kurator Severin Dünser, der für eine Ausstellung im Belvedere 21 zum Thema „Der Wert der Freiheit“ verantwortlich ist. Sie ist noch bis 10. Februar zu besichtigen. Heute besuchte ich die Ausstellung, die mit verschiedensten Installationen und unterschiedlichen Facetten an die Freiheit herangeht.
In den ersten 15 Minuten haben mich drei Gedanken sehr beschäftigt, die durch Bilder und Videos bei mir angeregt wurden. Die erste Gedankenspur war in eine Frage gekleidet und war für mich als Gewerkschafter verlockend.

Verspricht die stetige Produktivitätssteigerung durch Selbstoptimierung überhaupt mehr Freiheit?

SELBSTOPTIMIERUNG – Jederzeit erreichbar durch Smartphones, wir sind vernetzt in fast alle Teile der Welt und doch klagen viele über Vereinsamung. Wir scannen uns die Waren im Supermarkt selbst – ich lehne das bis heute konsequent ab – die Supermarktriesen spannen uns für ihre Arbeit ein und wir fühlen uns „modern“ und freuen uns wenn wir den Scanner über den Strichcode der Waren selbst ziehen dürfen.
FREIHEIT wäre, allen Menschen die materielle Sicherheit für Ernährung, Wohnen und Bildung zu garantieren. Nicht Selbstoptimierung sondern SELBSTBESTIMMUNG garantiert Freiheit.

Der zweite Gedankenwolke kreiste um die Feststellung

Der Akt der Befreiung entpuppt sich als Auftakt zu einer neuen Unfreiheit.

Beim Nachdenken über diese Aussage dachte ich an das Wahlergebnis der Nationalratswahl. Ich habe viele Diskussionen gehört und mich selbst daran beteiligt, wo wir die lähmenden Momente der rot-schwarzen Koalition hin und her wälzten. Für vielen ging es bei der Wahl um eine Art Befreiung von dieser Koalitionsform. Wobei auch einige KollegInnen und GenossInnen in ihren Diskussionen und Gedanken die Möglichkeit des blauen Koalitionspartners in Erwägung zogen. Für mich eine grauenvolle Vorstellung.
Jetzt stellt sich die Befreiung als neue Unterdrückung heraus. Menschenrechte werden in Frage gestellt. Das Eigentum der Versicherten wird privatisiert und an die Bestbietenden verscherbelt – es „grassert“ wieder in Österreich. Menschen werden gegeneinander aufgehetzt.
Befreiung funktioniert nur mit dem Recht auf Widerspruch und Freiheit von Unterdrückung heißt nicht Freiheit zur Unterdrückung.
Der (meiner) SPÖ und uns Gewerkschaften ins Stammbuch geschrieben: Befreiung kann nur MIT Menschen funktionieren und kann nicht FÜR sie organisiert werden. Die stärkste Kraft, die wir den rechtspopulistischen Spaltungsszenarien von Kurz und Strache und ihren Helfershelfern entgegensetzen können, ist eine geeinte AN-Innen-Bewegung. Dazu heißt es Brücken bauen, Diskussionen zu führen, den zurückgezogenen KollegInnen Angebote und Räume für ihre Mitwirkung anzubieten. Und das heisst auch für uns, das Recht zur Migration ist die Grundlage jeder Freiheit.

Die dritte Frage war schon stürmischer für mich, denn in einem Video der Ausstellung wurden Kant und Adorno strapaziert – nicht gerade alltägliche Lektüre für mich.

Wann verlässt die Vernunft die Gewohnheit und wird ein gesellschaftlicher Wert und Zustand?

Ehrlich geschrieben – da sind für mich so viele Betrachtungen einzubeziehen. Was ist Vernunft? Was mir vernünftig erscheint, sehen FreundInnen ganz anders. Gewohnheit hat für mich den Touch des Stillstands, ist für mich zu harmonisch. Das sind zu viele Aspekte, die mir dabei durch den Kopf gehen. Ds muss ich erst etwas ordnen und ich ende fürs Erste meine niedergeschriebenen Ideen mit dem gehörten Spruch „Man muss die Absicht haben, keine Absicht zu haben.
Im Zuge der Ausstellung gabs auch viele Ideen für politische Aktionsformen. Beispiele von KünstlerInnen, wie sie Öffentlichkeit zum Thema Freiheit erzeugten.

Zum Abschluss hatte ich mehr Gewitter im Kopf als Sonnenschein. Vielleicht kann ich ein paar Gedankenblitze weiter tragen.

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